Systemisches Denken
Systemisches Denken bedeutet Denken in Beziehungsgefügen. Damit ist einerseits meine Beziehung zu mir selbst gemeint – zu meinen eigenen inneren, oft gegensätzlichen Strömungen und „Stimmen“, andererseits meine Beziehung zu meinem sozialen Umfeld. Wichtig dabei ist auch, in welchem Zusammenhang (Kontext) bestimmte Phänomene, Eigenheiten und Symptomatiken auftreten. Wir lernen, die Welt aus vielerlei Perspektiven zu betrachten.
„Systemisch“ ist für mich in meiner Ausbildung am SySt-Institut, bei Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer, zu einem Begriff geworden, in dem ein wesentlicher Teil meiner Werte und Haltungen eine Heimat gefunden hat.
Was ich erfahren habe: Wenn sich in einem Netz (System) ein Knoten bewegt, bewegen sich andere Knoten in der Umgebung mit. Die Basis für mein Handeln ist meine persönliche Interpretation der Dinge. Betrachte ich die Welt „mit anderen Augen“, aus einer anderen Perspektive, urteile ich anders. Daraus entsteht eine Wahlfreiheit im Handeln und es folgt möglicherweise eine andere Handlungsweise.
Systemische Aufstellungsarbeit
Sie ist eine hervorragende Möglichkeit, um die unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Systemelemente – Knoten im inneren oder äußeren Beziehungsnetz – herauszuarbeiten und sichtbar, spürbar und fühlbar zu machen. Dadurch kann sich etwas lösen.
Im Gespräch finden wir heraus, welche Elemente zum System gehören und welche wir für die Aufstellung auswählen. Dann bringen wir dieses Netz wieder in eine gute lebensfördernde Balance.
Wie funktioniert eine systemische Aufstellung?
Nachdem wir Ihr Anliegen erörtert haben, stellen Sie Ihr inneres Bild des jeweiligen „Systems“ (Familie, Arbeitsplatz, Krankheitssystem, Konfliktsystem) intuitiv mittels Stellvertreter-Elementen im Raum auf. In Gruppensitzungen wählen Sie Personen als Stellvertreter für die einzelnen Systemmitglieder, in Einzelsitzungen legen Sie Papierblätter im Raum (mein Praxisraum hat eine gute Größe) aus.
Nun kommen unsere Körper als Seismographen ins Spiel. Die Personen als Stellvertreter oder Sie und/oder ich nehmen nun die Empfindungen und Gefühle auf den verschiedenen Plätzen wahr. Hier geschieht „repräsentierende Wahrnehmung“, das heißt, es werden auf diesen Plätzen Befindlichkeiten der originalen Systemteile wahrgenommen.
Dies ist ein Phänomen, von dem wir nicht wissen, warum das möglich ist. Wir Menschen sind untereinander mehr verbunden, als uns gemeinhin bewusst ist, und wir haben empfindlichere Antennen, als wir glauben. Dieses Phänomen können wir nutzen. Viele sagen, allein schon, um dies wahrhaftig zu erleben, lohnt sich eine Aufstellungsarbeit, egal, ob in Gruppen- oder Einzelsitzungen. Jeder Mensch, der Wohlgefühle und Unangenehmes unterscheiden kann,ist in der Lage, stellvertretend wahrzunehmen.
Werden Positionen als unstimmig oder unangenehm empfunden, entwickeln wir gemeinsam durch Umstellen ein stimmigeres Bild, so lange, bis die Figuren, und besonders auch Sie als Hauptperson, einen möglichst optimalen Platz in Ihrem Netzwerk haben. Fehlende Elemente werden ergänzt, Vermischungen und Verwechslungen werden entwirrt.
Dabei geschieht eine intensive Prozessarbeit, bei der schon während der Sitzungen vieles innerlich neu geordnet und bewertet wird. Meist entsteht große Klarheit und Erleichterung.
Aufstellungen wirken nachhaltig. Sie können ihre Wirkung einmal schnell entfalten, ein anderes Mal langsam, Stück für Stück, wie beim Wachsen einer Pflanze.